Wie die #icebucketchallenge Fundraising nachhaltig verändern könnte

Wie die #icebucketchallenge Fundraising nachhaltig verändern könnte

#Icebucketchallange (frei übersetzt etwa „Eiswasser-Wettbewerb“) - ein Hashtag, ein Aufruf, ein Wettbewerb, an dem wirklich niemand mehr vorbeikommt in den letzten Wochen. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht ein neues, spektakuläres Video eines Prominenten oder auch eines unserer eigenen Freunde in unserem Facebook-Feed vorfinden. Und falls es uns dort nicht begegnet, so werden wir über die immer kreativeren Auswüchse des Eiswasser-über-dem-Kopf-Ausleerens zur Spendenhilfe für die Forschung der tödlichen Nervenkrankheit ALS durch unzählige Medien unterrichtet.

Eine Aktion, die inzwischen weltweit so viel Aufmerksamkeit erregt und so viel bewegt hat, wie kaum eine andere Spendenaktion der letzten Monate. Die Omnipräsenz der "Ice Bucket Challange" ruft inzwischen jedoch auch einige Kritiker auf den Plan. Von Wasserverschwendung und reiner Promi-Selbstvermarktung ist da plötzlich die Rede. Die Vielzahl der Videos empfinden viele inzwischen gar als störend.

Aber ist diese Kritik tatsächlich berechtigt, wenn am Ende das gemeinsame Ziel, nämlich eine ordentliche Spendensumme für die ALS-Forschung, trotzdem erreicht wird?

Wie alles begann

Die "Ice Bucket Challenge" ist keine reine Erfindung der ALS Association. Der Eiswasser-Wettbewerb wurde in den Vereinigten Staaten durchaus schon von anderen Organisationen genutzt, um auf das Spendensammeln aufmerksam zu machen. Die Mitglieder der ALS Association haben es jedoch geschickt verstanden den Eiswasser-Wettbewerb für ihre Zwecke gewinnbringend zu nutzen.

Ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn eine unheilbare Krankheit auf einen unaufhaltsamen Willen trifft - ein Wille in Person des US-Amerikaners Peter Frates. Frates, der 2012 selbst an ALS erkrankte, nahm die Idee auf und verbreitete sie als Ein-Mann-Netzwerk in seinem großen Freundeskreis, der auch viele Mitglieder von bekannteren lokalen Sportvereinen beinhaltete. Und auf einmal wurde daraus ein Selbstläufer, der sich in Windeseile viral auf der ganzen Welt verbreitet hat.

Und so funktionierte die Eiswasser-Aktion ursprünglich: Man wird nominiert und muss sich nun innerhalb von 24 Stunden die Eisdusche verpassen, um danach drei weitere Kandidaten öffentlich zu benennen. Reagieren diese nicht, sollen 100 Dollar an eine Stiftung zur ALS-Bekämpfung gespendet werden. Die meisten Prominenten spenden natürlich trotz der eiskalten Bewässerung. Das Beweisvideo wird ins Netz gestellt.

Bereits über 90 Millionen Dollar Spenden

Fakt ist, dass die US-amerikanische ALS Association, die sich der Forschung der tückischen Nervenkrankheit widmet, seit dem Aufkommen der Aktion zwischen dem 29. Juni und dem 28. August 2014 bereits annähernd 90 Milionnen Dollar (!) eingenommen hat. Das ist insofern erstaunlich als das im gesamten Jahr 2012, also einem Zeitraum von zwölf Monaten, gerade einmal 19 Millionen Dollar an Spenden zusammenkamen.

Ein Grund dafür mag im ganzen Konzept der "Ice Bucket Challange" liegen: Der Wettbewerb ist einfach gestrickt, er macht Spaß, weckt den Spieltrieb, die Neugier und fordert die Teilnehmer heraus. Indem sich die Menschen dabei filmen, wird die Aktion sichtbar und kann in Sekundenschnelle weltweit gesehen (und nachgemacht) werden.

Durch die Möglichkeit der Nominierung kann der Wettbewerb quasi endlos wiederholt und weitergeführt werden. Ein Spendenaktion also, an der sich jeder beteiligen kann, weil sie einfacher und schneller durchführbar ist als  beispielsweise ein Marathonlauf oder eine Bergbesteigung für den guten Zweck.

In der Vergangenheit gab es immer wieder originelle und durchaus erfolgreiche Spendensammel-Ideen, die sich weltweit über das Internet verbreitet haben. So zum Beispiel auch "Movember", eine ursprünglich aus Australien stammende Aktion, in der sich Männer dazu verpflichten sich einen Monat lang einen Bart stehen zu lassen, um auf Prostata- und Hodenkrebs aufmerksam zu machen. Auch diese Spendenaktion konnte durch im Netz gesteigerte Aufmerksamkeit inzwischen viel bewegen.

Die Art des Spendensammelns scheint sich also nachhaltig zu verändern. Kreativität und Originalität zahlen sich offensichtlich aus, denn sie erregen schneller und effizienter die Aufmerksamkeit eines großen Publikums. Durch Social-Media-Kanäle ist es noch dazu ein leichtes gute Ideen überzeugend und in Windeseile zu verbreiten. Ein Trend, der sich in den nächsten Jahren sicherlich fortsetzen wird.

Vergiss das Eisbad, aber spende doch bitte!

Im Grunde spielt es keine Rolle, aus welchem Motiv heraus sich Prominente und Nicht-Prominente dem kühlen Nass stellen. Entscheidend ist, dass die Forschungsarbeit für ALS genügend Aufmerksamkeit und Gelder bekommt, um der Krankheit vielleicht eines Tages Einhalt gebieten zu können.

Und eben nicht nur dieser, gibt es doch weltweit genügend Organisationen und Vereine, die auf wohlgemeinte Spenden dringend angewiesen sind. Und so lautet die Message: Schütte dir ruhig auf möglichst originelle Art und Weise einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf, wenn es dir Freude bereitet, aber spende doch bitte unabhängig davon einen kleinen Betrag an eine Organisation deiner Wahl.

So halten es inzwischen auch viele nominierte Privatpersonen oder komplette Firmen, die den Wettbewerb kreativ umwandeln, um für verschiedene Zwecke zu spenden. So zum Beispiel Miniatur Wunderland Hamburg:

Die "Ice Bucket Challange" zeigt uns am Ende eindrucksvoll, was Menschen gemeinsam innerhalb kürzester Zeit bewegen können. Und das lässt doch hoffen auf viele weitere spannende, originelle und vor allem helfende Spendenaktionen dieser Art.

Und während  sich die Promis nun munter weiter der Eisdusche stellen hier noch der Hinweis, dass man auch ohne Hype und  Eiskübel weiterhin Gutes tun kann. In Deutschland zum Beispiel unter www.als-hilfe.org.

 

 

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