Schüler sprechen Tacheles

Prominente müssen sich immer wieder Fragen stellen, die mitunter auch einmal unbequem sein können. Die Berliner Zeitung dreht mit ihrem Format "Prominente Frage" den Spieß nun um. Erziehungsmethoden, Bildungslücken, politische Diskurse - die Jugendredaktion, ein Redaktionsteam aus zehn Schülern im Alter von 14 bis 20 Jahren, gibt Antworten. Was dabei heraus kommt - sehr erhellend!

So fragte beispielsweise Prof. Dr. Jürgen Zöllner, was die Älteren denn tun müssten, um es für Jugendliche noch attraktiver zu machen, sich gesellschaftlich zu engagieren. Die Jugendredaktion antwortet- und hält mit Kritik nicht hinter'm Berg:

Noch attraktiver, Herr Zöllner? Eigentlich ist das ja derzeit gar nicht so attraktiv. Und das nicht aus stinkendem Egoismus, sondern einfach, weil im Moment alle Angst um ihr eigenes Fell haben. Die Gesellschaft treibt diesen Zustand übrigens emsig weiter in die Höhe: Überall erzählt man uns Jugendlichen, wie schlimm die Aussichten für unsere Zukunft seien, wie schnell wir zu einem sehr schrecklichen Siechen am Rande der Gesellschaft verdammt sein könnten, wenn wir nur mal einen Augenblick lang unsere Ziele aus den Augen verlieren. Alle scheinen sich verantwortlich dafür zu fühlen, uns ausreichend zu warnen. Vielleicht machen sie das aber auch nur zum eigenen Ergötzen. Endzeitstimmung ist halt schön schaurig.

Das ständige Gewarne ... macht uns vor allem Angst. Manche steuern dadurch geradewegs in den Wahnsinn, die meisten verlieren den Mut. ... Wie wär's mit Optimismus? Der lohnt sich ja bekanntlich in den schlimmsten Situationen. Manchmal gerade dann.

Nehmen wir einmal an, dieser positive Funke erreicht uns und wir sind voller Lust, die Zukunft anzugehen: Dann ginge es uns gut, und wir würden wahrscheinlich einen Willen spüren, etwas zum Erhalt dieser schönen Situation zu tun. Und schon wären wir beim Engagement für die Gesellschaft angelangt. Denn da muss man bei solchen Sachen immer ansetzen -kann ja keiner auf lange Sicht ein gutes Ding machen ohne die Gesellschaft im Rücken. Nützt ja nichts. (Anne Gollert, 17 Jahre)

About the Author

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.