Die Gründerinnen der Kinderklinikkonzerte: Nadja und Nicole

Die Gründerinnen der Kinderklinikkonzerte: Nadja und Nicole

Der Kinderklinikkonzerte e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Bandauftritten auf Kinderstationen Abwechslung in den Klinikalltag der kleinen Patienten  zu bringen. Zunächst 2011 als kleines ambitioniertes Projekt durch Nicole John und Nadja Benndorf in Magdeburg ins Lebengerufen, hat die Idee inzwischen auch überregional begeisterten Zuspruch erhalten. Soviel Zuspruch, dass die Initiatorinnen Anfang Januar 2015 den Verein Kinderklinikkonzerte e.V. gegründet haben. Wie so eine Vereinsgründung genau abläuft, was sich seit der Gründung in der Ehrenamtsarbeit geändert hat und wie es ist nun als Vorstandsvorsitzende zu agieren hat uns Nicole in einem ausführlichen Interview verraten.


Seit wann gibt es die Kinderklinikkonzerte und wie kam es zur Idee?

Nicole: Die Kinderklinikkonzerte gibt es mittlerweile seit 2011. In genau diesem Jahr fand im Januar unser allererstes Kinderklinikkonzert auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik Dresden statt. Zur Idee kam es durch meinen Beruf als Rettungsassistentin. Als ich noch in meiner Ausbildung, eine kleine

Logo

Ein passendes und liebevoll gestaltetes Logo erhöht den Wiedererkennungswert eines Vereins enorm

Patientin, der es nicht so gut ging, in ein Klinikum nach Dresden fahren musste. Ich wusste, dass ihr jetzt ein unheimlich langer Weg bevorstehen würde, fernab von der gewohnten Umgebung und dem eigenen Kinderzimmer. Dann hab ich mir Gedanken darüber gemacht, ob man etwas tun könnte um den Kindern diese Situation etwas schöner zu gestalten. Da Nadja schon viele Jahre eine meiner engsten Freundinnen und gleichzeitig die Fanclubchefin der Dresdner A-cappella Frauenband „medlz“ ist, lag es nahe die 5 zu fragen, was sie von der Idee halten und ob sie dabei wären. Danach haben wir alles mit dem Klinikum und dem Verein Sonnenstrahl e.V. Dresden, der uns bei der Organisation half, abgesprochen und dann konnte 2011 das erste Kinderklinikkonzert stattfinden.


Ein Verein seid ihr ja erst seit wenigen Monaten. Warum habt ihr euch dafür entschieden einen solchen zu gründen?

Krankenhausauftritt

Ein Konzert sorgt für Abwechslung im tristen Klinikalltag

Nicole: Die Kinderklinikkonzerte haben sich im Laufe der Zeit zu einem sehr großen Projekt entwickelt. Bei dem einen Kinderklinikkonzert blieb es nicht. 2012 fand ein Kinderklinikkonzert, ebenfalls mit den „medlz“ auf allen 5 Kinderstationen der Uniklinik Dresden statt. 2013, wohl auch durch meinen Umzug nach Magdeburg bedingt, fand dann unser 3. Kinderklinikkonzert, erstmals im Klinikum Magdeburg mit der Band „3Berlin“ (Diane Weigmann, Tobias Weyrauch und Carsten Schmelzer) statt.  Hinzu kam, dass wir plötzlich Preise gewonnen haben. Wir waren 2014 zum Beispiel zweifache Preisträger des Jugendengagementwettbewerbs Sachsen-Anhalt und haben uns danach entschieden einen nächsten Schritt zu wagen und mit Revolverheld eine sehr bekannte Band anzufragen. Für uns war es ein unglaubliches Gefühl, dass die Band und ihr Management uns so viel Vertrauen schenkte und für unser 4. Kinderklinikkonzert zusagte. Mehr Verantwortung zu übernehmen, heißt aber immer auch, mehr Aufwand zu betreiben, mehr Arbeit zu haben und auch mehr Kosten. Schließlich haben wir bis auf wenige kleine Zuschüsse aus Jugendförderprogrammen und Preisgeldern bis dato alles selbst finanziert. Das kannst du irgendwann nicht mehr stemmen.  Deshalb waren wir sehr, sehr dankbar über unser „startsocial“-Stipendium. Hier unterstützte uns unser Coach, der Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord  großartig. Beim kritischen Hinterfragen des Projektes wurde deutlich, dass viele Dinge für uns einfacher wären, wenn wir a) ein festes Team bilden und b) einen Verein gründen.

Was gab es nach dieser Entscheidung alles für euch zu tun?

Nicole: Mit unserem Team, welches wir für das Kinderklinikkonzert 2014 gebildet hatten, haben wir zunächst über unsere Pläne gesprochen. Dabei kam raus, dass sich alle vorstellen konnten auch langfristig die Kinderklinikkonzerte zu unterstützen.

Einige im Team hatten uns bei vorherigen Kinderklinikkonzerten schon geholfen und wussten daher, was sie erwartet. Danach haben wir mit Hilfe unseres Coaches Sven die Satzung erarbeitet und am 4.Januar 2015 fand dann die Gründungsversammlung statt. Ab dann wurde es so richtig stressig. Die Satzung beim Amtsgericht einreichen, Beantragung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt, Vereinskonto eröffnen, mit dem Thema Vereinsrecht auseinandersetzen, usw.. Hinzu kam, dass wir eine komplett neue und umfangreiche Homepage erarbeitet und online gebracht haben, mit der Dresdner A-cappella-Frauenband „medlz“ und Rennrodel-Europameister Andi Langenhan zwei prominente Paten gesucht und gefunden haben, einen neuen Flyer entworfen haben und noch so vieles mehr. Oft sind es kleine Dinge, die insgesamt viel Zeit kosten. Eine sehr, sehr komplexe Sache, bei der wir manchmal nicht wenig Nerven gelassen haben.

Was hat sich jetzt, da ihr ein gemeinnütziger Verein seid, alles für euch geändert?

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Sogar die Gruppe "Revolverheld" konnten die Kinderklinikkonzerte bereits für ihre Auftritte gewinnen. Foto: Andreas Lander

Nicole: Ich glaube schon, dass man uns mehr und seriöser wahrnimmt, jetzt, wo hinter einem eigentlich ganz kleinen Projekt ein Verein steht und natürlich hat uns das viele Türen geöffnet. Gerade was das Akquirieren von Spenden angeht. Wir können jetzt z.B. Fördermitglieder und aktive Mitglieder aufnehmen, Spenden sammeln, Spendenbescheinigungen ausstellen, uns besser versichern. Letztens hat ein Berliner Fitnessstudio eine Tombola im Rahmen eines Firmenjubiläums zu unseren Gunsten organisiert, das war eine erste sehr schöne Belohnung und ein toller Moment für uns. Man darf nie vergessen, dass die Kinderklinikkonzerte auch viel Geld kosten. Um all das finanzieren zu können, brauchen wir genau solche Unterstützung. Um es ganz unverblümt zu sagen: Ohne die nötige finanzielle Hilfe, kann es auch keine weiteren Kinderklinikkonzerte geben. Hier haben wir als Verein jetzt eine viel größere Verantwortung. Unsere Aufgabe als Team ist es, die Leute für die Idee der Kinderklinikkonzerte zu begeistern, sie zum Unterstützen zu bewegen und dann natürlich auch mit all unseren Ressourcen sehr verantwortungsvoll umzugehen. Das bedeutet  nun eben auch alles viel Arbeit, neben der eigentlichen Organisation der Kinderklinikkonzerte.

Nicole, du bist unter anderem auch eine der beiden Vorstandsvorsitzenden. Was bedeutet das konkret für dich und deine Arbeit? Was hat sich im Vergleich zu vorher für dich persönlich bei deinem Ehrenamt verändert?

Revolverheld

Nach dem Revolverheld-Konzert gab es viele gesponserte Geschenke für die kleinen Patienten. Foto: Andreas Lander

Nicole: Ich muss gemeinsam mit Nadja immer die Kontrolle über alles haben und wissen was wo und wie abläuft.  Man weiß natürlich, dass wir es am Ende sind, die Sachen wie Spendenbescheinigungen unterschreiben müssen und entsprechend die Verantwortung dafür tragen.  Dieser Druck ist mehr geworden und lastet manchmal schon ziemlich auf meinen Schultern. Wenn man bedenkt, wie wir angefangen haben und alles noch probiert haben privat zu finanzieren. Mal davon abgesehen, dass das so nicht mehr zu stemmen war:  Da war es unser Geld, also lag es auch in unserer Verantwortung was wann und wie damit passiert. Dennoch, empfinde ich das jetzt alles als eine sehr positive Entwicklung und mich macht es unheimlich stolz zu sehen, wie Dinge wachsen, sich weiterentwickeln und wir uns als Team immer mehr den Rücken stärken.  Ich entdecke auch Fähigkeiten in mir, von denen ich vorher nicht wusste, dass ich das überhaupt kann. Insgesamt verbringe ich zwar mehr Zeit vor Papierbergen und dem PC als vorher und es steckt noch mehr hinter diesem einen Moment, die kleinen Patienten glücklich während ihres Kinderklinikkonzert zu sehen, aber ich weiß auch zu jeder Zeit, dass wir etwas sehr, sehr Sinnvolles in unserer Freizeit machen und sich dafür alle Mühen lohnen.

Wie sieht eure Arbeitsverteilung innerhalb des Vereins  aus?

Gruenderinnen

Die frischgebackenen, glücklichen Vorstandsvorsitzenden Nadja und Nicole

Nicole: Bastian übernimmt bei uns die Buchhaltung und Spendenverwaltung, Katharina ist unsere Ansprechpartnerin vor Ort für das Dresdner Kinderklinikkonzert und kümmert sich um Förderanträge und Bewerbungen bei Wettbewerben, Patrick und Markus sind unsere Kassenprüfer, Anja und Jenny helfen Nadja und mir als Vorstandsassistentinnen bei allen anliegenden Aufgaben, die wir gerade nicht allein bewältigen können.  Nadja und Ich müssen als Vorstandsvorsitzende natürlich immer die Kontrolle über alles behalten, weiterhin kümmert sich Nadja vor allem um die visuelle Gestaltung, um unsere Homepage und Social Media-Kanäle. Ich übernehme die Gesamtkoordination der Konzerte, die Betreuung von Kliniken und Bands, sowie die Presse-& Öffentlichkeitsarbeit. Generell muss man auch sagen, dass man die Aufgabenbereiche nie zu 100% strikt trennen kann. Sie greifen ineinander über und die Absprache mit allen im Team ist immer sehr wichtig – auch, dass immer jemand da ist, wenn irgendwo „Not am Mann“ ist. An den Veranstaltungstagen selbst übernehmen wir natürlich alle gemeinsam auch noch Aufgaben im Rahmen von Bühnenaufbau/Bühnendekoration, Catering, Kinderbetreuung etc. und werden meist noch von einigen weiteren Helfern ehrenamtlich unterstützt.

Welche Arbeit und welche Aktionen unternehmt ihr konkret als Kinderklinikkonzerte e.V.?

Medlz

Der liebevolle Umgang mit den kleinen Patienten steht an erster Stelle

Nicole: Wir organisieren Konzerte auf Kinderstationen in Krankenhäusern um die Kinder zwischen Untersuchungen, Behandlungen und dem oft langen Warten auf Befunde ein wenig abzulenken. Die Kinder im Krankenhaus mussten oft innerhalb kürzester Zeit ihre gewohnte Umgebung mit dem Krankenhausalltag tauschen. Der wiederrum ist geprägt von fremden Menschen, von Ärzten die doofe, aber notwendige Untersuchungen machen, vielleicht von Operationen und Schmerzen. Wir möchten den kleinen Patienten mit unseren Kinderklinikkonzerten ein paar schöne, besondere Momente schenken, sie auch in schweren Zeiten zum Lachen bringen. Außerdem dient Musik, wie in vielen Studien nachgewiesen wurde, bei zahlreichen Erkrankungen der Krankheitsbewältigung und beugt somit psychischen und physischen Schäden vor. Wir laden also Bands in die Kliniken ein, die für die Patienten ein kleines, privates Konzert spielen. Für Kinder die nicht aufstehen dürfen, spielen die Bands auch schon mal am eigenen Krankenbett. Während der Auftritte werden die Kinder durch die Bands auch immer zum Mitmachen animiert und hinterher werden Autogramme und Geschenke verteilt. Seit 3 Jahren ist es zu unserer Tradition geworden, dass wir viele, viele Firmen um Sachspenden für unsere Geschenktüten bitten, die wir für jedes Kind vor dem Konzert packen. So haben alle auch nach dem Konzert noch ein Andenken an den Tag. In den Geschenktüten befinden sich immer Dinge wie Bücher, CDs, Spiele, Kuscheltiere, Malsachen, Zeitschriften, usw. welche auch danach noch gut bei der Ablenkung helfen können.

Die Kinderklinikkonzerte richten sich ebenfalls an Eltern, welche das Kind während des Klinikaufenthaltes begleiten und an deren Geschwisterkinder, welche bei der Erkrankung eines anderen Kindes in der Familie häufig zu kurz kommen. Somit sammeln alle Beteiligten durch die Kinderklinikkonzerte gemeinsame positive Erfahrungen im Krankenhaus. Und wenn am Ende nur ein Kind nach Hause geht und sagt: „Dieser eine Tag war so schön, dass ich mich an den Moment, in dieser eigentlich schwierigen Zeit so gern zurück erinnere.“,  dann war uns das all die Arbeit wert.

Wie sieht es seit der Vereinsgründung mit der Mitgliedergewinnung bei euch aus?

Initiatorinnen Nadja und Nicole

Nadja und Nicole sind am Ende glücklich über ihre Entscheidung einen Verein gegründet zu haben

Nicole: Auf unserer Homepage www.kinderklinikkonzerte.de  unter dem Punkt „Wie kann ich helfen“  haben wir alle Möglichkeiten, uns zu unterstützen, zusammen gefasst. Momentan suchen wir für unsere Teams in Magdeburg, Berlin und Dresden  noch weitere Unterstützung. Auch Fördermitglieder sind natürlich jederzeit herzlich Willkommen. Wir freuen uns sehr, dass wir in der kurzen Zeit seit der Vereinsgründung doch schon einige Mitglieder gewinnen konnten. Wichtig ist hierbei natürlich auch eine gute, breitgefächerte Öffentlichkeitsarbeit. Dass „Tu Gutes und rede darüber“  ganz wichtig ist, wenn man weiter kommen möchte, mussten wir auch erst lernen. Niemand will schließlich bösartig als „Gutmensch“ betitelt werden. Aber es ist blödsinnig sich zu verstecken, wenn man etwas zu erzählen hat, weil man etwas Gutes tut. Wer soll dir denn helfen, wenn keiner davon weiß?

Wieviele  Mitglieder sind momentan im Verein dabei?

Nicole: Wir haben momentan ein festes Kinderklinikkonzerte-Team von 8 aktiven Mitgliedern, hinzu kommen noch einige Fördermitglieder.

Habt ihr bereits oder plant ihr zukünftig eventuell auch die Durchführung von Spendenaktionen zur zusätzlichen Finanzierung von Projekten?

Nicole: Konkrete Pläne haben wir momentan noch nicht, da wir mit dem Verein ja wirklich noch am Anfang stehen und es momentan unheimlich viele andere Dinge zu erledigen gab. Aber ausschließen möchte ich für die Zukunft natürlich nichts. Es tauchen auch immer mal wieder kleine Überlegungen dazu auf. Wer weiß, wir haben ja einen Sportler und eine Band als prominente Vereinspaten. Vielleicht wird es ja mal einen Spendenlauf, oder ein Wohnzimmerkonzert zu unseren Gunsten geben. Wir sind selbst gespannt, was uns alles noch einfallen und erwarten wird.

Was sind eure zukünftigen Pläne für die Kinderklinikkonzerte?

Nicole: Bis letztes Jahr gab es immer nur ein Konzert pro Jahr. Ab diesem Jahr möchten wir die Anzahl erhöhen, geplant sind 3 Konzerte in Dresden, Magdeburg und erstmals auch in Berlin. Unsere Vision ist es die Kinderklinikkonzerte auch zukünftig noch in vielen weiteren deutschen Städten durchführen zu können um noch viel, viel mehr kleine Patienten erreichen zu können. Dafür brauchen wir natürlich noch viele, viele weitere Unterstützer um das überhaupt realisieren zu können und die gilt es jetzt zu finden.

 

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